Hundertwassers Kommentar zum Werk

Aus den Antipoden habe ich einer Freundin dreißig Tage lang jeden Tag ein DinA-4 großes Fax, eine Federzeichnung geschickt, die man dann, sechs nebeneinander, fünf untereinander, zu einem großen, durchlaufenden Bild zusammensetzen konnte. Ich begann oben links und wußte nicht, was ich am nächsten Tag dazuzeichnen würde. Eine Vorgangsweise, die ich bereits 1952 bei der Tapisserie 133 Pissender Knabe mit Wolkenkratzern angewendet hatte. Die dreißig Stücke wurden dann auf grundiertes Papier kopiert und nebeneinander auf Leinen aufgezogen und in Mischtechnik bemalt, d.h. in Aquarell, Acryl, Eitempera, Öl, Lack und Metall. Dieses Bild wurde zu einem meiner großen malerischen Abenteuer. Was die wie von selbst entstandene Thematik betrifft, ist sie betont märchenhaft und wie aus einem Kinderbuch - eine Ansammlung von Hundertwassermotiven. Die dogmatische Architektenwelt will nicht wahrhaben, daß die menschenwürdigsten Architekturen in Kinderzeichnungen und Märchenbüchern zu finden sind. Es dürfte nicht so schwer sein, in gebaute Realität umzusetzen, was Kinder sich erträumen. (aus: Hundertwasser 1928-2000, Catalogue Raisonné, Bd. 2, Taschen, Köln 2002, S. 684)