DIE DRITTE HAUT IM DRITTEN BEZIRK

Friedensreich Hundertwasser

Von der dritten Haut, der Außenhaut des KunstHausWien ist hier die Rede.

Der Mensch ist von drei Schichten umgeben, von der Haut, von der Kleidung und von den Mauern, dem Gebäude.

Die Kleidung und die Mauern der Gebäude haben in der letzten Zeit eine Entwicklung genommen, die nicht mehr den Naturbedürfnissen des einzelnen entsprechen.

Fenster sind die Brücke zwischen innen und außen. Die dritte Haut ist von Fenstern durchlö-chert wie die erste Haut von Poren.

Die Fenster sind ein Äquivalent zu den Augen.

Die Fassade ist nicht perfekt glatt und flach, sondern buckelig und mit unregelmäßigen Mosaiken durchzogen. Schwarzweißes, unregelmäßiges Schachbrettmuster signalisiert das Auflösen des Rastersystems, das im Aufbrechen ist.

Hofseitig verbindet eine schwarze Stiege die Ausstellungsräume.

Der Eingangs- und Hofbereich wurde mit alten Granitwürfeln, Klinker und alten Ziegeln aus der Kaiser¬zeit gestaltet. Ein Freiraum für die Handwerker, eine Freude für die Besucher.

Was wir dringend benötigen, sind Schönheitshindernisse, diese Schönheitshindernisse bestehen aus unreglementierten Unregelmäßigkeiten.

Paradiese kann man nur selber machen, mit eige¬ner Kreativität in Harmonie mit der freien Kreativität der Natur.

 

 Verfasst im April 1991 für das KunstHausWien

Publiziert in:

Hundertwasser - KunstHausWien, Köln: Taschen, 1999, p. 12